CANCOM: Du hast dich schon früh für Computer interessiert. Wie wurde dir klar, dass du beruflich in die IT einsteigen möchtest?
Sebastian: Schon als Jugendlicher entwickelte ich eine große Leidenschaft für Computer. Als ich meinen ersten Rechner, einen Intel 286er, bekam, ging es mir nicht nur ums Spielen. Ich wollte verstehen, wie alles funktioniert. Bei einem Schlangenspiel wollte ich beispielsweise herausfinden, warum sich die Schlange auf dem Bildschirm nach links dreht, wenn ich die linke Pfeiltaste drücke. Obwohl das Ganze damals noch zu komplex war und meine Englischkenntnisse nicht ausreichten, um tiefer einzutauchen, blieb meine Faszination bestehen. Darum entschied ich mich nach dem Abitur für ein duales Studium in Informatik an der Fachhochschule für die Wirtschaft in Hannover.
CANCOM: Wie ging es dann weiter? Wie verlief dein Einstieg in die IT-Welt? In welchem Bereich hast du dich spezialisiert?
Sebastian: Während meines dualen Studiums arbeitete ich in einem Beratungs- und Softwareunternehmen, das sich unter anderem auf IBM Db2 LUW spezialisiert hatte. Dieses relationale Datenbanksystem wird auf Linux-, Unix- und Windows-Systemen eingesetzt, um große Datenmengen zu verwalten und zu analysieren. Dort hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit Db2. Anfangs unterstützte ich die Entwickler, doch nach dem Studium begann ich, Automatisierungsskripte für meinen ersten Kunden zu schreiben. Dabei vertiefte ich mein Wissen und sammelte wertvolle Praxiserfahrung. Insgesamt war ich 14 Jahre als IT-Berater für Db2 tätig, hauptsächlich in Deutschland, aber auch mehrfach mit internationalen Kunden. Doch als ich eine Familie gründete, merkte ich, dass die Beratertätigkeit nicht mehr ideal für mich war. Deshalb wechselte ich zunächst in ein familiengeführtes Unternehmen als interner Datenbankadministrator. Da mir der direkte Kundenkontakt und die Herausforderungen fehlten, entschied ich mich vor zweieinhalb Jahren, zu CANCOM Managed Services zu gehen.
CANCOM: Was sind deine Aufgaben bei CANCOM?
Sebastian: Bei CANCOM Managed Services bin ich in der Abteilung Business Applications Databases tätig. Unser Team ist für die Verwaltung und Optimierung von Datenbanklösungen zuständig und sorgt dafür, dass die Integrität, Sicherheit und Verfügbarkeit von Daten gewährleistet ist. Zusammen mit 14 Kolleginnen und Kollegen betreuen wir mehr als zehn verschiedene Datenbanktechnologien und bieten unseren Kunden umfassende Services. Mein Hauptaufgabengebiet ist IBM Db2 LUW, und ich betreue vor allem einen großen Kunden mit einer umfangreichen Db2-Infrastruktur. Dabei bin ich beratend tätig, übernehme den kompletten Service und unterstütze bei technischen Herausforderungen. Ein großes Thema ist, die Datenbankinfrastruktur sicherer zu gestalten und Applikationen immer performanter zu betreiben. Diese Aufgaben machen mir viel Spaß, weil sie ständig neue Lernmöglichkeiten bieten.
CANCOM: Du wurdest bereits sieben Mal zum IBM Champion für Db2 ernannt. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich?
Sebastian: Das IBM Champion-Programm ehrt IT-Profis, Geschäftsleiter, Entwickler und Akademiker, die sich weit über ihre berufliche Tätigkeit hinaus besonders für IBM Produkte engagieren. Ich wurde aufgrund meiner ehrenamtlichen Arbeit bei IDUG (International Db2 Users Group) als IBM Champion ausgezeichnet. Diese Anerkennung bedeutet mir sehr viel. Weltweit gibt es über 1400 IBM Champions, davon rund 300 im Bereich Data & AI, zu denen ich gehöre. Es macht mich stolz, zu dieser kleinen Gruppe an Ausgezeichneten zu zählen.
CANCOM: Wie genau engagierst du dich bei der IDUG?
Sebastian: IDUG ist die größte Db2-Community mit über 10.000 Mitgliedern weltweit, die sich dem Wissensaustausch und der Weiterbildung in der Db2-Community widmet. Seit neun Jahren engagiere ich mich hier, organisiere die europäischen Konferenzen mit rund 800 Teilnehmern und trete dort und auch auf internationaler Bühne als Speaker auf. Letztes Jahr hielt ich zwei Vorträge in Valencia und im Juni dieses Jahres präsentierte ich auf der nordamerikanischen Konferenz in Atlanta, bei der ich unter die Top 10 User Speaker gewählt wurde.
Als es darum ging, das erste Mal auf einer Konferenz als Speaker aufzutreten, hatte ich Zweifel, ob ich dafür geeignet bin. Ich dachte, viele innerhalb der Community hätten mehr Fachwissen als ich. Mein erster Vortrag behandelte ein Nischenthema, und zu meiner Überraschung war der Raum voll besetzt – darunter viele Experten, die ich selbst als Vorbilder sah. Das hat mir gezeigt, dass mein Wissen wertvoll ist und andere interessiert. Jetzt freue ich mich, wenn ich Lösungen zu Herausforderungen mit Db2 präsentieren kann, mit denen ich mich sehr lange beschäftigt habe. Ich möchte anderen diesen Aufwand ersparen und teile deshalb gerne mein Wissen.
CANCOM: Welche Vorteile bringt dein Ehrenamt CANCOM?
Sebastian: Mein Engagement in der Community und als IBM Champion hat mir ein großes Netzwerk an Db2-Experten und direkte Kontakte zu IBM verschafft. Wenn es um komplexe Fragen geht, die der reguläre IBM Support nicht lösen kann, kann ich mich direkt an den Chief Developer und Architekten wenden. Darüber hinaus erlaubt mir diese Rolle, mich mit anderen IT-Profis weltweit auszutauschen und wertvolle Einblicke zu gewinnen.
Seit einigen Jahren bin ich zudem Mitglied im IBM Technical Advisory Board, einer Gruppe von etwa 50 Experten. Wir dürfen an nicht-öffentlichen Meetings teilnehmen, erhalten exklusive Einblicke in die Zukunftspläne von Db2 und können aktiv mitdiskutieren, welche Funktionen weiterentwickelt werden sollen. Beispielsweise wussten wir innerhalb des Technical Advisory Boards schon bedeutend früher, dass IBM daran arbeitet, Künstliche Intelligenz in Db2 zu integrieren. Zwar darf ich innerhalb von CANCOM nicht über die IBM Pläne sprechen, aber ich kann Kundenprobleme anonymisiert in die Diskussionen einbringen. So trage ich dazu bei, dass IBM dafür gezielt Optimierungen vornimmt. Ich kann also direkten Einfluss nehmen, was ein großer Vorteil für CANCOM und seine Kunden darstellt.
CANCOM: Wo genau kommen Datenbanksysteme wie IBM Db2 LUW zum Einsatz und welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI)?
Sebastian: Relationale Datenbanken bestehen im Grunde aus riesigen Tabellen mit Milliarden von Einträgen, die sinnvoll miteinander verknüpft und abgefragt werden können. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo Daten gespeichert und analysiert werden müssen.
KI spielt vor allem bei der Datenanalyse eine Rolle. Bei Petabytes von Daten setzt sich kein Analyst hin und schaut manuell durch die Tabellen. Stattdessen werden KI-Produkte oder in den Datenbanksystemen verbaute KI-Module verwendet, um Analysen durchzuführen. Mit der aktuellen Release ist Db2 durch selbstlernende KI-Prozesse mittlerweile in der Lage, sich selbst zu optimieren.
CANCOM: Insgesamt arbeitest du schon 20 Jahre im Db2-Bereich. Was findest du besonders spannend?
Sebastian: Beeindruckend finde ich immer wieder, was Db2 alles kann, welche Performance bei großen Datenmengen dahintersteckt und mit welcher Geschwindigkeit Analysen durchgeführt werden können. Besonders faszinierend ist, wie strukturierte und unstrukturierte Daten zukünftig miteinander verknüpft werden sollen. Obwohl unstrukturierte Daten wie Bilder und Videos theoretisch nicht für Datenbanken ausgelegt sind, ermöglichen technische Fortschritte deren Integration. So erschreckend das manchmal sein kann, wenn über den gläsernen Menschen gesprochenen wird, es werden immer mehr Daten weltweit miteinander verknüpft. Der Vorteil dabei: Auf Informationen kann viel schneller zugegriffen und Erkenntnisse viel schneller gewonnen werden.
Db2 ist so komplex, dass ich selbst nach meinen 20 Jahren Berufserfahrung immer noch nicht alles von dem System kenne. Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nichts Neues lerne. Das finde ich sehr spannend, weil man oft einen Aha-Effekt erlebt, wie eine konkrete Sache funktioniert. Ich entdecke gerne neue Dinge und möchte immer alles weiter optimieren. Eine meiner Aussagen ist, dass ich faul bin, aber nicht in dem Sinne, dass ich nichts tun möchte, sondern dass ich nichts tun möchte, was ich nicht tun muss. Denn wozu gibt es Computer, die mir helfen, Arbeitsabläufe zu automatisieren und meine Arbeit einfacher zu gestalten.
CANCOM: Welche Tipps hast du für Berufseinsteiger, die mit Datenbanksystemen arbeiten möchten?
Sebastian: Was innerhalb der Community auffällt, ist, dass viele junge IT-Fachleute wie Auszubildende oder Studierende Db2 gar nicht auf dem Schirm haben. Darum empfehle ich, sich einen Überblick über die vorhandenen Datenbanksysteme zu verschaffen. Weltweit werden etwa 70 Prozent der Banktransaktionen über IBM Datenbanksysteme abgewickelt. Das ist eine hohe Zahl, hinter der ein riesiger Markt steckt, der zukunftssichere Arbeitsplätze verspricht. Berufsanfängern empfehle ich außerdem die Beratertätigkeit, da man hierbei diverse Unternehmensbereiche und Arbeitsweisen kennenlernt und herausfindet, was einem wirklich Spaß macht.
Speziell bei IBM Db2 LUW gibt es eine kostenfreie Community Edition für Open-Source-Projekte. Auch die Community mit Webforen ist sehr hilfreich. Zudem bietet IDUG eine große Plattform für den Wissensaustausch, mit Konferenzen und Online-Ressourcen. Wer sich informieren möchte, findet dort eine Fülle an hilfreichem Material.
CANCOM: Vielen Dank für die Einblicke in deine Arbeit und dein ehrenamtliches Engagement.