Interview mit Armin Mutapčić zum Thema Work-Life-Balance
Armin Mutapčić ist Partner Account Manager bei CANCOM und verantwortet den Austausch mit dem Hersteller Adobe. „Nebenbei“ ist er noch Schiedsrichter in der Basketball-Bundesliga und pfeift Spiele auf internationaler Bühne. Wir haben mit dem 29-Jährigen gesprochen und ihn gefragt, wie er beide Jobs vereinbaren kann und wie es um seine Work-Life-Balance bestellt ist. Außerdem hat er uns erzählt, welche Erfahrungen ihm als Schiedsrichter in seinem Job weiterhelfen – und vice versa.
27. September 2023
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Lesedauer: 7 min.
CANCOM: Hallo Armin, du bist seit drei Jahren als Partner Account Manager bei CANCOM tätig. Wie sieht dein Arbeitstag aus und was macht deinen Job besonders?
Armin: Ich bin als Partner Account Manager für Adobe zuständig. Das heißt, ich koordiniere alles, was vom Hersteller an uns herangetragen wird und andersrum. Das beinhaltet viele Abstimmungen mit verschiedenen Ansprechpartnern und Abteilungen wie Vertrieb und Marketing – beispielsweise, wenn es bei Adobe Neuerungen gibt. Ein weiterer wichtiger Teil ist die Business-Planung: Der Hersteller und wir legen gemeinsam unsere Ziele fest und schauen, wie und mit welchem Budget wir diese Ziele zum Beispiel über Kampagnen erreichen können.
Besonders an meinem Job ist sicherlich ein Projekt, in dem wir die Go-to-Market-Strategie mit Adobe auf unserem CANCOM Cloud Marketplace vorantreiben. Dieses Projekt begleitet mich seit meinem ersten Tag bei CANCOM. Für Adobe als Hersteller hat das den Vorteil, dass sich Kunden noch einfacher und schneller Produkte beziehungsweise Lizenzen beschaffen können. Und unser zentraler Marketplace hat weitere Produkte und Services im Angebot. Bei diesem Projekt sind sicherlich 15 Leute mit unterschiedlichen Vorstellungen beteiligt, die es an einen Tisch zu bringen gilt. Und dann geht es natürlich auch um technische Fragen wie die Migration.
CANCOM: Was genau magst du an deinem Job am meisten?
Armin: Mir gefällt vor allem die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen, mit anderen Hintergründen und Sichtweisen. Da gilt es mal diplomatisch zu sein, mal bestimmt – das ist herausfordernd, aber liegt mir auch. Und es hilft mir auch in anderen Lebenssituationen weiter – vor allem, wenn ich in der Basketballarena stehe und Spiele leite.
CANCOM: Du sprichst es an: Neben deinem Job als Partner Account Manager bist du Profi-Schiedsrichter in der Basketball-Bundesliga und auf internationalem Parket unterwegs. Wie bekommst du beides unter einen Hut?
Armin: Da kommt es viel auf das richtige Zeitmanagement an. Wir bekommen glücklicherweise die Einteilung der Bundesligaspiele immer einen Monat voraus. Das bedeutet auch, dass ich Arbeitstermine rechtzeitig planen kann. Sprich: Gutes Zeitmanagement schafft Planungssicherheit.
Aber ja, meine Tage sind schon gut gefüllt. Als Basketballschiedsrichter bin ich ja nicht nur auf dem Spielfeld, sondern bereite auch Spiele vor und nach: Wir schauen uns Videos an, sprechen mit Kollegen. Da geht es dann vor allem darum, ein Gefühl für besondere Situationen und Emotionen zu bekommen. Und in der Nachbereitung schauen wir uns noch einmal das komplette Spiel an und erhalten Feedback von einem Observer, der das Spiel gesehen hat, und bewerten unsere Leistung.
CANCOM: Wie läuft so eine Nachbereitung ab?
Armin: Jeder aus der Crew gibt eine kurze Einschätzung über den Schwierigkeitsgrad des Spiels und über seine eigene Leistung ab: Wie wurden die Vorgaben der Liga umgesetzt? Wie war das Kommunikationsverhalten mit den Spielbeteiligten? Wie war das allgemeine Auftreten und spezifisch in Druck- und Konfliktsituationen? Wie war die Zusammenarbeit innerhalb der Crew? Was will man im nächsten Spiel wieder so machen und was vielleicht ändern? Im zweiten Teil der Nachbereitung geben sich die Kollegen gegenseitig Feedback, in der dritten und letzten Runde erfolgt die Einschätzung des Observers. Wir gleichen das Selbstbild mit dem Fremdbild daher ab. Es geht also primär um einen selbstkritischen und ehrlichen Austausch mit sich selber.
CANCOM: Bleibt dann neben den beiden Jobs noch Zeit für Freizeit?
Armin: Basketball war schon immer Teil meines Lebens und ist natürlich ein Stück Freizeit. Aber tatsächlich bleibt auch so noch Zeit für Wandern in der Münchner Umgebung, Kurztrips zum Abschalten oder auch mal gemütlich zu Hause lesen. Natürlich gibt es auch intensivere Phasen, in denen dann Job und Schiedsrichter alles einnehmen.
Remote arbeiten zu dürfen, hilft mir dabei sehr: Ich kann beispielsweise gut aus dem Zug Dinge erledigen. Und dadurch, dass die Spieleinteilung immer schon vier Wochen im Voraus passiert, kann ich das auch gut mit meiner Führungskraft abstimmen. Ich bin auch dankbar, dass mein Team mir da viel Verständnis und Respekt entgegenbringt. Auch Adobe unterstützt da und steht hinter mir.
CANCOM: Du hast gesagt, dass Basketball dich schon lange begleitet: Wie bist du dazu gekommen und wie hat sich deine Laufbahn als Schiedsrichter entwickelt?
Armin: Mein Vater war Profispieler. Basketball ist mir also in die Wiege gelegt worden und ich bin sozusagen in der Sporthalle aufgewachsen. Mit knapp zehn Jahren habe ich angefangen zu spielen und bin irgendwann in der zweiten Regionalliga angekommen. Gleichzeitig haben mich Schiedsrichter schon immer fasziniert: Wie schafft man es, in Situationen ruhig zu bleiben, wenn dich tausende Zuschauer anschreien? Ich habe mich auf einen Schiedsrichter-Lehrgang angemeldet und ja, so ging es los.
Der Wendepunkt zum Profibereich kam mit 18 oder 19 Jahren. Da sieht dich dann ein Schiedsrichter-Scout und denkt sich: Ah ok, der ist für sein Alter schon sehr weit. Und so kommt eines zum anderen. Ich bin in höhere Ligen aufgestiegen und 2012 in ein Förderprogramm aufgenommen worden, nachdem ich das Herren-Finale U19 geleitet hatte. Und 2014 kam dann das Debüt als Bundesliga-Schiedsrichter. Seit September 2021 bin ich lizenzierter FIBA-Schiedsrichter und pfeife mit der höchsten Lizenzstufe auch international.
CANCOM: Welche Dinge kannst du aus deinem Job bei CANCOM auch für deinen Job als Schiedsrichter anwenden – und andersrum?
Armin: Die vielen Feedbackgespräche, die wir nach den Spielen führen, sind tatsächlich ein großer Benefit. Ich habe gelernt, mich und meine Leistung gut einzuschätzen und auch selbst Feedback zu geben. Das ist für mich auch der erste Schritt, um sich weiterzuentwickeln und dazuzulernen. Ohne ehrliche Selbstreflexion kann niemand besser werden. Natürlich gehe ich auch mit Druck komplett anders um, denn diesen verspüre ich tatsächlich nicht. Da bin ich aus den Arenen fast schon abgestumpft.
Und natürlich lerne ich sowohl beim Basketball als auch im Job, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten umzugehen. Das Wichtigste aber ist, dass mich nichts aus der Ruhe bringen kann. Ich bin Drucksituationen gewöhnt. Heißt auch für die Arbeit: Einmal durchatmen und dann besonnene Entscheidungen treffen und nach Lösungen suchen. Überschnelle Reaktionen aus Emotionen heraus machen es in der Regel komplizierter.
CANCOM: Lieber Armin, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die anstehenden Spiele!