CANCOM: Katja, wie wird KI deiner Meinung nach unser Arbeitsleben in Zukunft beeinflussen?
Katja: Ich bin überzeugt, dass KI unser Arbeitsleben tiefgreifend verändern wird – und zwar in vielerlei Hinsicht. Unsere Aufgabenfelder werden sich verändern, denn KI bietet enormes Potenzial insbesondere bei der Effizienzsteigerung von Aufgaben, die zum aktuellen Zeitpunkt noch händisch ablaufen. Zeit- und Ressourcenersparnis ist hierbei ein entscheidender Aspekt. In Zukunft werden wir also noch einen Schritt weiter gehen können.
Kürzlich sprach ich mit einem Kollegen aus dem Vertrieb, für den KI im Arbeitsalltag mittlerweile unverzichtbar ist. Mithilfe von KI-Tools ist er wesentlich schneller in der Informationsbeschaffung und muss somit weniger Kollegen in der Zuarbeit einbeziehen. Das wiederum bedeutet, dass er schneller ein Angebot beim Kunden vorlegen kann, da er nicht mehr auf Rückmeldungen warten muss. Diese Unterstützung hat also sowohl die Effizienz gesteigert, als auch die Umsätze erhöht.
Zudem haben die Kolleginnen und Kollegen dadurch Zeit gewonnen, sodass sie fokussierter und zielgerichteter an großen Projekten mitarbeiten können – oder sogar weitere Themen übernehmen können. Auch im Projektmanagement sehe ich schon jetzt enorme Vorteile: Von der Transkription sowie der KI-gestützten Protokollierung von Meetings bis hin zur Automatisierung von Routineaufgaben – KI spart hier nicht nur Zeit, sondern hilft auch, Projekte strukturierter zu organisieren. Diese Technologien werden, wenn sie weiter ausreifen, noch viel mehr Unterstützung im Arbeitsalltag bieten.
Je nach Branche gibt es nicht nur Einsatzszenarien wie LLMs sondern auch Robotic-Lösungen wie etwa im Gesundheitswesen. In der Medizin werden komplexe chirurgische Eingriffe mit KI-Robotern präziser durchführt, aber auch in der Diagnostik, wenn es um die frühzeitige Erkennung von Krankheiten geht, kann KI dazu beitragen, Leben zu retten. Das sind nur einige wenige Bereiche in denen KI weiterhin Fortschritte bringen wird.
CANCOM: Welche aktuellen Trends verfolgst du besonders aufmerksam im Bereich KI am Arbeitsplatz?
Katja: Ein weiterer Punkt, der in der Arbeitswelt immer mehr Raum einnehmen wird, sind Agents sowie individuell auf Arbeitsabläufe und Prozesse angepasste Bots. Zudem werden in diesem Zusammenhang die Voice-to-Text- und Voice-to-Voice-Technologien immer mehr Raum einnehmen und damit auch das Thema Avatare. Wir sehen schon jetzt, wie sich diese Technologie entwickelt, etwa bei Tools wie Microsoft Teams, womit Gespräche automatisch transkribiert werden können und darauf basierend direkt Gesprächsnotizen erstellt sowie To-Dos bereitgestellt werden. Ich bin überzeugt, dass sprachverarbeitende Bots künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen werden. Gerade Voice-to-Voice-Lösungen wie beispielsweise Live-Übersetzungen können den Austausch internationaler Mitarbeiter fördern und Sprachbarrieren dadurch gravierend minimieren. Egal in welche Abteilung wir blicken, KI hält einiges für uns bereit.
CANCOM: Siehst du auch Risiken bei der Nutzung von KI?
Katja: Ja, es gibt definitiv Risiken. Datenschutz ist ein zentrales Thema. Es gibt zu Recht Risikoklassifizierung und strenge Regelungen insbesondere bei sensiblen Daten. Ein Beispiel dafür sind meines Erachtens „Real Life Avatare“ – so faszinierend die Technologie auch sein mag, so riskant und mutwillig manipuliert kann sie für die Verbreitung von Fake News genutzt werden. Wenn solche Technologien missbraucht werden, kann das weitreichende Folgen nicht nur für Einzelpersonen, sondern für die ganze Gesellschaft haben. Wir sollten deshalb mit Bedacht vorgehen und bei sensiblen Daten besonders achtsam sein.
CANCOM: Wie hältst du dich über die schnellen Entwicklungen im Bereich KI auf dem Laufenden?
Katja: Da die Entwicklungen in diesem Bereich so rasant voranschreiten, nutze ich mehrere Informationsquellen, um up to date zu bleiben. Ich bewege mich in verschiedenen Netzwerken und besuche regelmäßig Events von Herstellern, führenden KI-Unternehmen sowie Schulungen. Nicht nur die Inhalte sind hierbei spannend, sondern vor allem auch der Austausch mit anderen Experten. Zusätzlich verfolge ich verschiedenste Newsletter, YouTube-Kanäle und nutze KI-Tools, wie den Microsoft Copilot in Edge, um gezielt nach aktuellen Informationen zu suchen. So bleibe ich auf dem neuesten Stand und kann die relevanten Trends in meine Arbeit integrieren.
CANCOM: Welchen Rat würdest du jemandem geben, der beruflich in den Bereich KI einsteigen möchte?
Katja: Ich würde empfehlen, sich wirklich intensiv mit KI auseinanderzusetzen. Dieser Bereich hat in den letzten Jahren einen riesigen Sprung gemacht. Ein Studium oder eine Ausbildung im Bereich KI kann ein guter Einstieg sein, aber auch Praktika und der Kontakt zu erfahrenen Fachleuten sind wertvoll. Besonders wichtig ist, neugierig zu bleiben und die Technologien auszuprobieren. Dadurch lernt man am meisten und man bekommt ein besseres Verständnis dafür, was KI kann und was nicht. KI verändert sich schnell, und man muss dranbleiben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Es gibt viele frei zugängliche Tools und Plattformen, auf denen man mit Vorsicht experimentieren kann.
CANCOM: Welche Möglichkeiten siehst du für Nicht-Techniker, im KI-Bereich zu starten?
Katja: Auch für Nicht-Techniker gibt es im KI-Bereich viele spannende Möglichkeiten! Ich selbst habe zwar ein gutes technisches Verständnis, bin aber kein KI-Entwickler oder KI-Ingenieur. Besonders bei der Einführung und Umsetzung von KI-Projekten sind Kenntnisse über strategische Planung, Kommunikation und Organisationsentwicklung mit einem grundlegenden technischen Verständnis gefragt. Ein gutes KI-Team profitiert von beiden Personengruppen: sowohl den KI-Entwicklern mit technischem Background, als auch denjenigen, die Projekte managen, steuern und letztendlich die Brücke zwischen Entwickler- und Anwenderteams schlagen können.
CANCOM: Was würdest du Menschen empfehlen, die KI gegenüber skeptisch sind?
Katja: Am Anfang hatte ich auch Bedenken. Umso mehr ich mich mit der Thematik beschäftigt habe, umso bewusster wurde mir, wie stark KI bereits in unserem Alltag integriert ist. Sobald ich begann, mit KI-Tools zu arbeiten und die nützlichen Aspekte zu sehen, hat sich mein Blick auf die Technologie völlig verändert. Mein Rat wäre, einfach mal auszuprobieren und zu erleben, wie KI-Tools Aufgaben erleichtern und lästige Tätigkeiten einfach abnehmen oder stark vereinfachen.
Neue Technologie wird anfangs meist als Bedrohung gesehen und ja, es verändert sich die Arbeitsweise, wie auch durchs Internet damals, aber es werden auch ganz klar neue Chancen dadurch geschaffen. Letztendlich ist es unser subjektiver Blick darauf, der darüber entscheidet, ob wir KI hilfreich finden und nutzen oder sie als Bedrohung sehen und uns vor etwas verschließen, worauf wir letztendlich keinen Einfluss haben. Denn ein Mensch der KI verwendet, wird gegenüber einem Menschen, der sich KI verschließt, in Zukunft schneller und effizienter in seinen Fähigkeiten sein.
CANCOM: Wie beeinflusst KI dich persönlich?
Katja: Ich nutze viele Tools mittlerweile auch im privaten Alltag zur Informationsbeschaffung. Zudem wurde mir bewusst, wie viel KI ich zuvor schon verwendet habe, was mir nicht klar war. Ich denke so geht es den meisten von uns. Jedes Mal, wenn ich Sprachassistenten wie Siri verwende oder mein Navigationsgerät per Stimme steuere, arbeite ich bereits mit KI zusammen.
Ich genieße es aber auch, zwischendurch mal ganz analog zu sein – zum Beispiel mit einem klassischen Notizbuch. Mein Dozent sagte immer: „Die Idee geht vom Kopf über den Stift ins Papier. Und wer schreibt, der bleibt.“ Das ist ein bewusster Gegensatz zur digitalen Welt und gibt mir das Gefühl, eine kleine Pause vom ständigen digitalen Input zu haben.
Vielen Dank für deinen Blick auf dieses spannende Thema.
Ihr habt den ersten Teil des Interviews zum Einsatz von KI bei CANCOM noch nicht gelesen? Den findet ihr hier.