Marcel Reifenberger
Tipps von unserem Chief Information Security Officer Marcel Reifenberger
Passwörter sind der Schlüssel zu unserer digitalen Welt. Ob im beruflichen Kontext oder privat – ein sicheres Passwort ist essenziell, um seine Daten und Accounts zu schützen. Allerdings wird Passwortschutz nicht selten auf die leichte Schulter genommen. Cyberkriminelle wissen das auszunutzen, um Zugang zu Accounts und sensiblen Daten zu erlangen. Die Folgen sind oft gravierend: Von Identitätsdiebstahl und unerlaubten Online-Einkäufen bis hin zum Missbrauch von E-Mail-Konten für das Versenden von Schadsoftware, was sogar strafrechtliche Konsequenzen für den Besitzer des Accounts nach sich ziehen kann. In diesem Beitrag zeigt Marcel Reifenberger, Chief Information Security Officer bei CANCOM, wie Nutzer ihre Accounts mit sicheren Passwörtern effektiv schützen können und welche Tools und Methoden dabei helfen, die digitale Sicherheit zu erhöhen.
29. Januar 2025
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Lesedauer: 6 min.
Aus aktuellem Anlass zum Ändere-dein-Passwort-Tag am 1. Februar möchte ich auf die Notwendigkeit von sicheren Passwörtern eingehen und zeigen, wie ihr eure Accounts sichern könnt, ohne euch komplizierte Passwörter merken zu müssen. Beim Passwort- und Account-Schutz spielen vor allem drei Aspekte eine entscheidende Rolle: die Komplexität von Passwörtern, digitale Helfer sowie die Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig ein sicherer Umgang mit Passwörtern ist. Dabei werden oft dieselben Fehler gemacht:
Wer einen oder mehrere dieser Punkte bei seinem Passwortschutz nicht erfüllt, geht das Risiko ein, gehackt zu werden. Cyberkriminellen reicht oft schon eine bestehende E-Mail-Adresse, um bei geringem Passwortschutz erfolgreich zu sein. Beim Shoulder Surfing beobachten Kriminelle in öffentlichen Bereichen wie Zügen oder Cafés gezielt Personen beim Eingeben ihrer E-Mail-Adresse. In Verbindung mit einem Dictionary Attack (auch Wörterbuchangriff genannt) – einer Methode, bei der Millionen von Passwortkombinationen anhand einer Liste ausprobiert werden – können sie so Zugang zu Accounts erhalten. Die notwendige Rechenleistung für solche Angriffe ist heute leicht verfügbar, mit der nichts anderes getan wird, als solche Passwörter wahllos zu kreieren und in Listen zu speichern.
Die Vergabe eines sicheren Passworts ist also unheimlich wichtig. Das Thema wird aber oft viel zu umständlich angegangen, da ein sicheres Passwort einige Kriterien erfüllen sollte:
Viele schrecken vor langen und komplexen Passwörtern zurück: Es dauert sehr lange, sie einzutippen, und sie lassen sich schwer merken. Mit einem sogenannten Passphrase wird eine sichere Passwortvergabe zum Kinderspiel. Ein Passphrase ist ein Satz, der leicht zu merken ist, indem er beispielsweise auf ein persönliches Ereignis Bezug nimmt, und dennoch alle Sicherheitsanforderungen erfüllt. So z.B.: IchFahreEinenBlauenOpelSeit2005!
Diese Methode bietet folgende Vorteile: Alle nötigen Vorgaben bei der Vergabe von Passwörtern wie Groß- und Kleinschreibung sowie die Verwendung von Zahlen und Sonderzeichen werden eingehalten. Es wird auch eine hohe Anzahl an Zeichen einfach erreicht und sogar überschritten, was das Passwort noch sicherer macht. Und es lässt sich leicht merken.
Mittlerweile gibt es eine Reihe an digitalen Tools, die den Umgang mit Passwörtern und Accounts erheblich erleichtern.
Bei den bisher genannten Szenarien handelt es sich um eine Ein-Faktor-Anmeldung mit E-Mail-Adresse und Passwort. Sicherer ist allerdings eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, die von vielen Internetseiten angeboten wird. Neben E-Mail-Adresse und Passwort wird also ein zweiter Faktor – meist ein Token oder ein Bestätigungscode – ergänzt. Das Einrichten dieses Verfahrens ist einfach: Eine App wie den Microsoft Authenticator herunterladen, der Applikation den Zugriff auf die Kamera erlauben, den QR-Code scannen, und schon richtet sich der Authenticator automatisch ein. Bei der nächsten Anmeldung auf einer Internetseite wird somit eine Zwei-Faktor-Autorisierung notwendig. Erst wird das Passwort abgefragt und zusätzlich der Token. Diese Methode ist besonders sicher, da ein Angreifer sowohl Passwort als auch den zweiten Faktor besitzen müsste, um Zugang zu erhalten.
Ein sicherer Umgang mit Passwörtern ist nicht kompliziert, erfordert aber ein wenig Aufmerksamkeit. Wenn noch nicht geschehen, ist der heutige Ändere-Dein-Passwort-Tag genau der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen.